Man stelle sich vor: Acht Uhr morgens, irgendwo fernab von zu Hause, in einem Hotel, Campervan oder schlicht am offenen Eingang eines Zeltes sitzend, die morgendliche Ruhe genießen. Vielleicht spürt man jedoch auch schon den ersten leichten Anflug von Unruhe. Urlaub ist ja schön und gut, acht Uhr eigentlich noch zu früh, ausschlafen wäre schön gewesen. Aber so ist es nun einmal: Man ist wach. 

Und jetzt? Erstmal Kaffee brühen. Hier stellt man schnell fest, wie sehr sich jetzt einige Vorüberlegungen beim Packen auszahlen.

Was mich zur eigentlichen Frage dieses Textes bringt: Wie brüht man Kaffee im Urlaub, wenn das gewohnte Equipment von Wasserkessel mit spitzem Ausguss und Temperatureinstellung, über große Mühle, Wasserfilter, exakte Waage, gläserne Karaffe und Porzellanfilter, Glaskanne mit hölzerner Manschette oder Stempelkanne zu sperrig zum Mitnehmen sind? 

Okay, zugegeben, in einem meiner ersten Urlaube nach der Entdeckung von Specialty Coffee habe ich das alles eingepackt und dafür an der Anzahl an Outfits gespart. Auch bei Familienurlauben standen diverse Küchen meiner Verwandten plötzlich voller neuer Küchengeräte. Aber ehrlich gesagt, ist das dann doch etwas unpraktisch, hat einiges an zweifelnden Blicken bedeutet und beim Campen hat man nun ja auch nicht die passende Umgebung für solche Mengen an Equipment. Die unpraktische Sperrigkeit muss also auf´s Wesentliche reduziert werden, wenn man mit leichtem Gepäck reisen und trotzdem exzellenten Kaffee trinken will. 

Ich habe einiges ausprobiert: Porzellan durch Plastik ersetzt, eine kleinere Waage gekauft, den Wasserkessel durch eine kleine Kanne und ein Lebensmittelthermometer ersetzt, das gefilterte Wasser entweder daheim gelassen oder in Glasflaschen abgefüllt (Plastik gibt auf Dauer einen Eigengeschmack ab) und die Papierfilter in eine Wasserabweisende Tüte gepackt. Und dann fingen die nächsten entweder-oder-Überlegungen an: Nehme ich Kaffeebohnen und eine Handmühle mit oder mahle ich den Kaffee vor? Letzteres ist auf lange Sicht der Tod aller dem Kaffee eigenen Aromen und neuer, vor Ort in einem Specialty Coffeeshop gekaufter Kaffee kann nicht gleich verkostet werden. Aber wenn ich die Bohnen immer erst mahlen möchte und Wert auf ein gleichmäßiges Mahlergebnis lege, bedarf es einer finanziellen Investition. Zudem würde mein Koffer ein weiteres Item beherbergen müssen. 

Fragen über Fragen. Ich überlasse euch die Abwägung, was für euch am besten funktionieren würde und auf was ihr selbst auf Reisen nicht verzichten wollt. Nun stand jedoch ein weiterer Kurzurlaub an und ich hatte keinerlei Muße, diese Vielzahl an Dingen einzupacken. Es sollte minimalistischer werden, reduzierter, weniger Aufwand und ich wollte schnellere Brühergebnisse. 

Ich ging die Sache von der anderen Seite aus an: Was ist unabdingbar, damit ich egal wo auf der Welt fruchtigen und süßen Kaffee brühen kann, ohne eine Armada von Brühequipment aufbauen zu müssen? Qualitativ hochwertige Kaffeebohnen. Mühle. Waage. Brewdevice mit entsprechenden Filterpapieren. Timer. Wasserkocher. Hitzemesser. Übersetzt bedeutet das nun für mich folgendes Travelkit: AeroPress mit Metallfilter, Rührstab, eine kleine Waage, Lebensmittelthermometer zum Temperaturmessen, Kaffeebohnen von der Rösterei meines Vertrauens und eine Handmühle.

Ach ja, das Wasser nehme ich aus dem Hahn bzw. kaufe es im Supermarkt und erhitze es unaufwändig im vom Hotel bereitgestellten Wasserkocher oder auf dem Campingkocher in einem Topf. Das Lebensmittelthermometer hilft bei der Kontrolle der Temperatur: 93 °C, ihr wisst Bescheid.

Fotocredit: Franziska Thalhofer, Timo Marcel Hildebrandt

Franzi hat Kommunikationsmanagement studiert und ist bei Mókuska Caffè in Stuttgart für Marketing- und Unternehmenskommunikation zuständig. Kaffee ist für sie nicht einfach nur ein zu verkaufendes Produkt und Wachmacher. Durch ihre Arbeit als Barista, hat sie hochwertigen Kaffee kennen und lieben gelernt. Sie durchleuchtet und hinterfragt gerne und schult so jeden Tag ihre Sensorik und ihren Sinn für nachhaltigen Kaffeehandel. Schreiben ist für sie wie atmen. Deshalb freue ich mich, dass wir sie im Kaffeesahne Blog in ihre Nerdwelt begleiten dürfen. Nerdstuff ohne Nerd. Kaffee mit Genuss.

2 Antworten

  1. Schön geschrieben.
    Mittlerweile ist bei uns auch immer die Aeropress dabei,vorher French Press. Thermometer nicht, wird nach Gefühl und Zeit gemacht da sind wir im Urlaub nicht so . Allerdings wird vorab auch schon nach Röstereien oder guten Cafes gesucht in der Nähe .

    1. Jep. Ich bin im Urlaub auch nicht so streng. Manchmal bleibt auch die Waage zu Hause. Die Mengen hat man ja doch schnell drauf und im Urlaub ist es doch fast am schönsten, außer Haus Kaffee zu trinken 🙂

Schreibe einen Kommentar zu Kaffeesahne Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.